Projekt Nr. 20
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Der Zeichnungsgenerator – Gespräch: Diana Dietz / Hannes Kater
Teil 7
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Material:
- Ausstellungskonzept
- Rundgang durch die Ausstellung
- Die Räume von Hannes Kater
Gespräche zur Ausstellung:
Bjørn Melhus (2. Künstler)
Diana Dietz (Assistenz)
Silke Boerma (Kuratorin)
Armin Chozinski (Helfer)
Gabriele Mackert (Autorin)
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Rahmungen D: Ich fand diese gerahmten Zeichnungen schön! Und das war ja auch ein Versuch in dieser Ausstellung, das auch das mal auszuhalten... gerahmte Zeichnungen zu zeigen...
H: Mhm...
D: Natürlich beängstigt dich das immer wieder... du traust dem nicht so ganz, aber ich finde, du kannst das doch auch aus der Hand geben, dass es immer wieder neu zu dem wird, was...
H: Ja, das "aus der Hand geben" ist aber genau das...
D: Und wenn jemand z.B. deine Zeichnung sehen will und die hängt da so gerahmt, dann finde ich das auch völlig klasse! Das ist es auch!
H: Da ist es ganz ähnlich wie bei der Bestückung der Flasher gelaufen, nur habe ich das nicht mit dir gemacht, sondern mit Silke: du willst gerahmte Zeichnungen haben?... hier sind die Zeichnungen, nun mach! Ich will damit nichts zu tun haben, ist mir alles egal, du musst das verantworten, du musst die aufhängen, mach! Das ist genau dasselbe Prinzip... für mich geht es eigentlich nicht um die Zeichnungen. Und irgendwie ist das ein Problem.
D: Wieso? Also das ist doch in ganz vielen Bereichen so, dass man das nicht alleine alles verantworten kann, weil es dann auch wieder dezimiert wird und sich nicht voll entfalten kann. Das ist doch da an dem Punkt das geringste Problem.
H: Hm? Ich komme da gerade nicht weiter. Ich will einen ganz kleinen Schlenker machen, und zwar, mir fällt einfach ein Zitat von Kummer ein, von Raimund Kummer, der zu dieser Ausstellung im nachhinein meinte: "Der große Raum, Hannes, das war Ihre Sixtinische Kapelle!" Ich weiß nicht, warst du mal da? Hast du sie mal in echt gesehen?
D: Nee.
H: Und das ist ja irgendwie auch ein kolossales Mißverständnis. Und irgendwie stimmt es aber dann auch wieder. Also bei Kummer weiß ich immer nicht, ob der so clever ist oder nicht!
D: Hast du mit ihm nicht noch mal näher darüber gesprochen?
H: Nee, es hat irgendwie nicht geklappt. Ich habe ihn ja extra besucht... Und ich weiß nicht, mir ging es an dem Tag nicht so dolle. Er hat sehr papatechnisch reagiert und hat alles abgebogen und nur gesagt: "Machen Sie Pause! Das war so gut, das war so eine Setzung, machen Sie drei Monate Pause." Und zum ungeliebten Katalog: "Katalog ist prima!" [Lachen]
Und dann hat er irgendwie rohen Fisch aufgetischt, so ganz speziellen, dazu so eine ganz abgefahrene Soße aus Meerrettich und Sojasoße, und Stäbchen... und irgendwann durfte ich dann aber auch die Stäbchen beiseite tun, weil ich nicht schnell genug das leckere Zeug schaufeln konnte, und dazu irgendwie ganz guten Wein...
D: Scheiße!
H: Was?
D: Scheiße. [lacht]
H: Wieso Scheiße? Ich meine, der liebt halt einfach gutes Essen, und war halt auch stolz, mich dann damit beeindrucken zu können, war ja auch alles sehr schön!
Und da war aber dieses eigentliche drüber Sprechen nicht mehr möglich, weil diese Anmutung "Krise"... das wäre gar nicht gegangen. Und außerdem ist bei Kummer seit Jahr und Tag halt diese Unschärfe in der Wahrnehmung da. Und ihn darauf hinzuweisen, ist mir auch ein Stück weit peinlich. [lacht] Also peinlich in dem Sinne, dass ich das Gefühl habe, dass dieses Unschärfe auch richtig ist! Der Typ ist eben auch ein Stück weit oberflächlich in seiner Wahrnehmung, aber trotzdem präzise. Und ich glaube, ich verliere dann auch was. Oder er verliert was. Also wenn man ihm diese Oberflächlichkeit, die er auch braucht, diese Wurschtigkeit, streitig macht, dann ist diese Präzision, die er auch hat, auch weg. Das bedingt sich irgendwie gegenseitig.
Aber zurück zum großen Raum...

Über das
Abkleben
von Kabeln
D: Das mit dem mit Tapen, Hannes, das werde ich nie verstehen! Das ist völlig unmöglich!
H: Wie jetzt?
D: Die Stromkabel der Geräte zu tapen. Das ist eine grundsätzliche Lebensfrage, an der ich mich da exemplarisch abarbeite.
H: Ja, ich bin da einfach zu abgestumpft inzwischen. Ich meine, es gibt einen Künstler, in Bremen glaube ich, dem ist eine Skulptur umgefallen und hat ein Kind erschlagen. Und ich will so was nicht.
D: [geduldig] Ja, Hannes.
H: Also da habe ich wirklich Angst davor, das es einen Unfall gibt mit meinen Geräten.
D: Nein, es geht mir um rein handwerkliche Fragen. [lacht]
H: Ach, dass du keine Kurven tapen konntest?
D: Ja, das ging nicht. Die grundsätzliche Frage war ja, macht man jetzt das Kabel zur Zeichenlinie, und das darf eben nicht sein, also, ja, muss man dem folgen, dem Kabel? Und das geht mal, mal geht es aber nicht, kein bißchen. Und das ist wieder so typisch für mich, suche da nach einem einheitlichen Ansatz, aber den gibt es nicht gibt, no way.
H: Da gibt es eine Intuition, ein Gefühl. Man kuckt – und entweder es stimmt, oder es stimmt nicht.
D: Ja, und wenn es dann nicht stimmt, dann hat man die Arschkarte.
H: Was doch sofort auf Anhieb klar war, dass die Regel nicht funktioniert. Also man kann nicht alles gerade oder alles schief machen. Oder alles tapen oder gar nichts tapen. Gar nichts tapen geht aus Sicherheitsgründen nicht, alles tapen sieht extrem scheiße aus. Also ich meine, diese eine Regel gibt es nicht, also muss man situativ, intuitiv, willkürlich, nach Augenschein, Kompromiss entscheiden. Und ich fand die Lösung dann okay. Es war lange nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.
Und da bin ich dann auch inzwischen soweit, ich sage mir dann, okay, ich habe den Raum ohne abgeklebte Kabel gesehen! Und das ist das Entscheidende. [lacht] Also es tut mir dann einfach leid!
D: Vielleicht meint Kummer das mit Sixtinischer Kapelle. [Lachen]
H: Das verstehe ich jetzt gerade nicht.
D: Ich habe es gesehen, ich sah das Licht!
H: Ja, ich meine, also hör mal, mehr ist dann eben nicht rauszuholen. Also, da muss man dann auch uneitel genug sein und sagen...
D: Nee, vielleicht habe ich da auch viel gelernt, selbst an so einem Punkt. Das musste ich auch erst einmal durchlaufen, dass, wie du sagst, dass es da nicht diese Schablone gibt.
H: Ja, manchmal gibt es die, manchmal aber auch nicht.
D: Wo ich vielleicht doch zu sehr, mangels Erfahrung... [nuschl]
H: Also... oft ist das ja eine Rettung, eine Schablone, weil es so eine Klarheit gibt, und das entlastet einen ja auch. Aber ich finde... der ganze Raum ist ohne Schablone entstanden, letztendlich. Und er war trotzdem in einer Balance... die stellte sich anders her. Wenn der Raum eine Qualität hatte, dann, die... zumindest ging es mir so, wenn ich dann später in besseren Momenten guckte..., dass ich spüren und sehen konnte, dass da jemand gearbeitet hat, der halt Muße hatte, zuzuwarten. Ich fand, dass ein Stück weit auch diese Zeit, also eine aufmerksame Zuwendung, eingeschrieben war. Weil er eben nicht nach einer Schablone gearbeitet war.
Nach unserer Ausstellung gab es für die nächste Show für diesen Raum ein klares Konzept: ein Gang, eine Art Bootssteg, einmal quer durch, und eine Schicht Mulch links und rechts davon auf'm Boden, extrem sauber, ganz klar, saubere Lösung, aber für so eine Lösung muss man nicht zwingend sich in diesem Raum aufhalten, aufgehalten haben und auf irgendwas reagiert haben.
Wenn es bei meinen Zeichnungen auf Papier um etwas geht, dann ja wohl darum, dass sich da während des Zeichnens was einschreibt. Also diese Aufmerksamkeit. Die Frage ist nur, bei den Zeichnungen, worauf bezieht sich diese Aufmerksamkeit. Ist die eine formale, von wegen ich beobachte eine Linie, oder ist die eine inhaltliche? Und da ist gerade bei mir eine extreme Unschärfe da. Also ich weiß gerade nicht mehr, worauf ich meine Aufmerksamkeit richten kann, soll, darf, und deswegen funktioniert das mit dem Zeichnen gerade nicht mehr so wie früher.
Und je mehr so ein Raum darauf angelegt ist, dass halt eine – ich nenne das jetzt Mal Produktions-Aufmerksamkeit – sich einschreibt, komplex und wuchernd und ohne diese Abrisse, Entwicklungsabrisse, oder eben diese Abrisse auch immer wieder überwindend, verarbeitend, desto weniger kannst du zum Schluss nach so einer Regel den Raum cleanen, also auch die Kabel abkleben; das geht dann nicht, das macht den Raum kaputt.

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