Projekt Nr. 05
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Projekte mit H. Schmieta:
Zentrale Eingangshalle, 1996
Kleine Universen, 1996
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Der dritte Mann – Text zum Projekt
Ein Ausstellungsprojekt in Marseille von Hannes Kater und Hinrich Schmieta

Der dritte Mann
Text von Hinrich Schmieta und Hannes Kater

Experimentelle
Anleitung zur synchronen Herstellung zweier Ausstellungen mit genau der gleichen Erzählung durch zwei Künstler. Der dritte Mann war ein Ausstellungsprojekt in 2 Galerien in Marseille von Hannes Kater und Hinrich Schmieta

Die
Ausgangssituation:
2 Künstler
2 unanbhängige Kunstorte
, zu Fuß etwa 6 min voneinander entfernt
2 gleiche Haufen Material mit je über 15 Gegenständen, organsisiert von den Gastgebern.
(
Es wurden dann 2 mal 19 gleiche Gegenstände: Stuhl, Krücke, Reifen, großer Tischbock, kleiner Tischbock, Filmspule, Schublade, Holzlatte, Styroporstück, Schaumstoffstück, Blumentopf, Glasflasche, je drei Kartons (flach, offen, zu), Bierkiste (leer), Blumentopf, Filzstift, Papierschnipsel)
2 mal 2 Filzstifte mit dickem Strich in den Farben Rot und Schwarz

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Regeln:
Die beiden Künstler verabreden, Filzstift-Wandzeichnungen herzustellen

Sie verabreden bis zum Versuchsende
nicht mehr des anderen Künstlers Räume in Augenschein zu nehmen, jedoch intensiven telefonischen Kontakt zwischen den Galerien zu halten um die Wandzeichnungen und Installation miteinander abzustimmen.

Versuchsdauer:
Beginn: Sonntagabend mit der Besichtigung der Räume und der Materialhaufen
Ende: Mittwochabend mit den Vernissagen in beiden Räumen.

Versuchsablauf:
1. Die beiden Künstler geben jedem Element aus dem Materialhaufen eine Bedeutung, die sie in einer Begriffliste festhalten
2. Die beiden Materialhaufen werden an die beiden Kunstorte geschafft.
3. Die beiden Künstler machen sich an die Arbeit und entwickeln an "ihrem" Ort einen Plan, den sie dem anderen mitteilen.
4. Die Mitteilungen des anderen werden registriert und mit den eigene Plänen in Übereinstimmung gebracht.
5. Der neueste Stand der Entwicklung wird mitgeteilt und abgefragt und wiederholt in die eigene Arbeit eingebaut.
6. Nach kurzer Zeit werden die unterschiedlichen Arbeitsansätze als „nicht wegkommunizierbar", bzw. als nicht kommunizierbar festgestellt:
"Ich kann nur in meinem Zeichnungssystem arbeiten, wenn ich hier irgendwie durchkommen will." - "Ich habe kein Zeichnungssystem."
"Ich werde nur auf eine Wand zeichnen" - "Ich werde über die Decke auf die anderen Wände gehen"
"Die plastischen Elemente habe ich einfach auf einen Haufen geworfen und mit einem Scheinwerfer in Szene gesetzt" - "Für die Anordnung der plastischen Elemente habe ich mir genau überlegt , wie Du es machen würdest und sie dann wie auf einem Flohmarktstand möglichst gut sichtbar zu Schau gestellt."
7. Zeit, Raum, Materialbeschaffenheit machen die geplante Arbeitsweise schwierig, manchmal unmöglich.
8. Die Kommunikation über das Nichtausführen von verabredeten Planungen unterbleibt.
9. Die Projekte verselbständigen sich.
10. Beobachter erzählen vom jeweils anderen Raum Nachfrage: Ist dort mehr zu sehen?
Antwort : Nein, aber anders.
11. Vernissage, Ende des Versuchs. Das Publikum bekommt die illustrierte Begriffs- und Bedeutungsliste (hier eine Abbildung) ausgehändigt.

Versuchsauswertung:
Beide Künstler besuchten den Raum des anderen und stellen fest, dass sie weit davon entfernt waren, gleiche Ausstellungen gemacht zu haben,
obwohl beide annähernd die gleichen Elemente in ihren Bilderzählungen eingesetzt hatten. Die unterschiedliche Gewichtung (die jeweils genutzte Wandfläche) und die unterschiedlichen Anbindungen (Verlinkungen) – die unterschiedlichen Geschichtsabläufe bedingten – führten zu deutlichen Unterschieden.
Das Deschiffrieren der Zeichnungen machte Spaß und führte zu manchen Überraschungen.
Erzählen als gemeinsames Anliegen wird sichtbar. Die angeblich unterschiedlich leichte "Lesbarkeit" der Zeichnugen wird diskutiert.
Die Vermarktung des Versuchsprogramms wird angeregt.

Die Kunstraumbetreiber werden um ihre Stellungnahme zur Ausstellung gebeten. Sie soll über das Programm des Raums und die Integration der Ausstellung darin möglichst Auskunft geben. Die Zusammenarbeit mit dem anderen Kunstort und eine mögliche Perspektive sollen dargestellt werden. Die Reaktionen sind stark divergierend:
Während die einen unmittelbar nach der Ausstellung die Wände neu weißen, weil sie in Kooperation mit zwei anderen Trägern zwei Konzerte in den Räumen veranstalten, wirkt sich dieser Aktionismus auf die anderen lähmend aus und eine Reform des Betriebskonzeptes wird aus den eigene Reihen gefordert. Der gemeinsame Gesprächstermin wird wegen einer Viertelstunde Verspätung abgesagt.

Versuchsweiterführung:
Die Künstler werden die bezeichneten Räume in 3D-Programmen im Computer nachbauen und eine dafür angemessene Präsentation entwickeln.
Die Betreiber der Kunstorte haben starkes Interesse an dieser Dokumentationsform geäußert.

Offenes Ende.


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