Projekt Nr. 18
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Der Zeichnungsgenerator in New York City  –  Bericht 3
Mit dem Peter Voigt Reisestipendium in New York City
22.12.2000  –  31.12.2000

Die letzten Tage arbeitete ich an dem Entwurf für den Kunst am Bau Wettbewerb in Halle, Germany. Versuchte den Abgabetermin zu halten, denn das Entwurfgeld ist schon ausgegeben: für meinen Laptop, den ich mit nach New York genommen hatte.

Ich arbeitete mit zwiespältigen Gefühlen: unwillig, denn ich will hier in NYC nicht meine Zeit (jeweils schon knapp 16 Stunden) vor dem Laptop verbringen – und so überfordert wie neugierig: hatte ich doch endlich die neue Version von meinem 3D Programm ausprobiert, die sehr anders ist als die alte... es ist wie ein neues Programm und ich muss neu lernen... unter Zeitdruck (anders geht es oft nicht – immer die Balance suchend zwischen weiterlernen und weiterarbeiten...).


                   
Detail des Entwurfs (mehr hier)


Das was ich vorhatte – und dann auch gemacht habe – ging nicht in der alten Version des Programms. Mit der neuen Version müsste es gehen... hatte ich mir überlegt: es erschien mir logisch, dass die Weiterentwicklung des Programms zu den von mir benötigten Möglichkeiten führen musste... aber wissen tat ich es nicht. Das führte dazu, dass ich den eigentlichen Arbeitsbeginn ständig vor mir herschob, aus Sorge vor der Möglichkeit, das es doch nicht gehen würde, weder in der alten noch in der neuen Version des Programms?

Schließlich, einmal begonnen, wurde die ganze Aktion eine recht sportliche.

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II.
Kämpfe in den letzten Tagen hier in NYC hauptsächlich mit der Kälte und dem Computer.
Es ist nicht nur draußen kalt, sondern auch in der Wohnung. Besonders wenn man sitzt. So richtig kalt... an den Heizkörpern kann man nichts regulieren, aber die sind heiß. Aber trotzdem ist es kalt, weil das (der?) Flat, in dem ich über die Weihnachtstage wohne, hat Backsteinwände... und zwar einreihig Backstein und sonst nix. Keine Isolierung, kein Putz. Außen Backstein und innen Backstein. Die Wände sind immer leicht feucht, bzw., bei den aktuellen Temperaturen, vereist.
Das Gebäude ist auch nicht als Wohnhaus erbaut worden, sondern als Lagerhaus – das vor 10 Jahren, im typischen NYC-Trockenbaustyle, also sehr preisbewusst, in Wohnungen aufgeteilt wurde, die man, jetzt als Flat beworben, recht teuer mieten kann.

Das Appartement liegt in Williamsburg. Fast kultig, also fast perfekt in der aktuell angesagtesten Gegend, nur etwas in die falsche Richtung von der Bedford Avenue: statt 3 Straßen nördlich, 3 Straßen südlich. Vor 5 Jahren muss hier noch richtig die Post abgegangen sein. (Verbrechensrate) Jetzt ist es nur noch etwas ungemütlich und pittoresk. Und wenn man aus'm Fenster sieht, kann man in der Ferne, neben der im Vordergrund dampfenden Zucker-Fabrik aus'm 19. Jhr., das Chrysler Building und etwas Manhattan sehen.

Wenn ich Manhattan meiner Spracherkennungs-Software vorsage, macht die daraus Männer hätten... ist nicht ganz falsch. It's a man world. Here. Maybe everywere...

Tja... ansonsten eben Computerkram. Seit einer Woche. Mit 4 bis 5 Stunden Schlaf... Ich arbeite am Entwurf für das Kunst am Bau Projekt... und lerne gleichzeitig den Umgang mit meiner 3D-Software: immer wieder neue Fragen und Probleme, ... und immer wieder neue Lösungen, Work-arounds... nennt man das, glaube ich.

Es ist ein Wettlauf: schaffe ich rechtzeitig alle Probleme zu lösen, zu umgehen, um in time mit dem Entwurf für Halle fertig zu werden... ? Immerhin geht es um knapp 6000 Mark. Von denen ich schon viel ausgegeben habe...

Die Tage gab es wunderbare Himmel zu gucken, gerade auch aus meinem Fenster. So Seehimmel, also Küstenhimmel, zu sehen. Intensiv Blau. Azur. Azzurro. Hat das nicht mal der Adriano Celentano gesungen?

Und Musik gibt es hier im Appartement... fliegt so rum. Rettet mich. Hilft wirklich. Die zwei trendy Mädells, die hier eigentlich wohnen (sind während der Weihnachtstage unterwegs... deshalb kann ich hier unterschlüpfen) haben die entsprechende Musik. Sachen, die ich schon immer mal hören wollte. Cd-Hüllen, auf denen der Name von dem Kram auch draufsteht. Ich weiß also mal ausnahmsweise, was ich höre.

Dafür ist Radio – wenn man kein Kabel hat, und die hier haben kein Kabelanschluss... also auch kein Fernsehen... – ziemlich unerträglich. Meine Fernseh-Session ist also verschoben, sowieso keine Zeit gerade. Aber irgendwann kommt die noch: 24 Stunden am Stück... aber mindestens.
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III.
Fast alle Fabrikgebäude, die aktuell hier umgebaut werden, bekommen als Heizung Heißluftgebläse. Die so entstehenden offenen Studioräume (Flats), mit Holzböden und geweißelten Wänden für 1.500 Dollar Mindestmiete im Monat vermieten sich blendend. Die New Yorker Jungkreativen reißen sich darum, einziehen zu dürfen in, dieses für lange Zeit vergessene, Hinterland zwischen Brooklyn, Queens und Long Island City – fern von Supermärkten, Cafés und jeder Infrastruktur.

Williamsburg ist eine der verseuchtesten Gegenden von New York City. Aus einem lecken Tank flossen vor ein paar Jahren 75,7 Millionen Liter Öl und Benzin in den Boden. Es gibt 28 Müllaufbereitungsanlagen, die innerhalb eines Umkreises von knapp neun Kilometern in und um Williamsburg herum verteilt sind. Die Schadstoffkonzentration ist 60-mal so hoch wie der Landesdurchschnitt für bewohnte Gegenden, und täglich kommen 46 Prozent aller Emissionen der Stadt dazu. Die Krebs- und Asthmaraten sind hier mit am höchsten.


IV.
Am 30.12. war hier ein großer Schneesturm. Sehr schön.

Und ich war mittendrin und in Manhattan unterwegs. Um die schön verpackten CD's mit den Bild-Daten für Wettbewerb in Halle nach Berlin mit fedex (federal express - ein Kurierdienst) zu versenden. In time! Ich war tatsächlich rechtzeitig fertig geworden.
Die Daten sollten am 2.1. in Deutschland sein um dort ausgedruckt und mit dem nötigem Papierkram versehen mit dem Poststempel vom 3.1. verschickt zu werden.
Das war der vereinbarte Termin: Poststempel vom 3.1.

Aber in New York ging nichts mehr. Der Verkehr in Manhattan brach total zusammen, die Flughäfen wurden geschlossen und ein paar Schnellentschlossene machten Touren mit Langlaufskis über den Broadway…
Und ich stapfte – froh mich nach der langen Zeit hinterm Rechner in der „Natur" bewegen zu können - durch Schneeverwehungen und Windböen quer durch ein autofreies Manhattan von einem fedex-shop (we are closed because of the weather) zum nächsten, um dann bei einem – wie sich herrausstellte: dem letzten - noch offenen zu hören, das definitiv nichts mehr rausgeht und ich genauso gut am 2.1.2001 wiederkommen könnte - dann würde das Zeug auch nicht später ankommen.
Das führte dann zu einigen Telefonaten mit Deutschland... und war dann nicht so schlimm… die Jury traf sich zum Glück später als ursprünglich geplant. Ich war still in time.

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VI.
Ein Problem hier sind hier die schlechten Schlüsselkopien: Schlüsselkopien, die man bekommt, um in sein teuer bezahltes und meistens nicht wirklich legal gemietetes Untermieterzimmer zu kommen.
Oft dauert es einige Minuten, bis man mit ruckeln und machen den Schlüssel im Schloss gedreht bekommt. Das war in meiner ersten Unterkunft so und ist hier, in der Weihnachtswohnung, auch so. Die New Yorker, denen ich von meinem Unmut über die schlecht arbeitenden Schlüssel erzählte, guckten nur erstaunt: das sei halt so… Erstaunlich: ich begreife noch nicht, wann hier die Leute Zustände hinnehmen und wann sie – oft sehr schnell und heftig – reagieren, um etwas zu ändern.

Ich habe hier auch schon Schlüssel vervielfältigen lassen - und sie nach nur einmal draufgucken zurückgegeben. Sie waren zu unähnlich. Nach einigen Diskussionen sind sie nochmal überarbeitet worden. Und passen jetzt recht gut.

Auf jeden Fall ist das kein gutes Ausgehgefühl, wenn du nicht wirklich sicher bist, ob der Schlüssel passt, der dich wieder zurück in die Wohnung bringt. Einmal habe ich fast eine halbe Stunde gebraucht, um reinzukommen. Mit leichten Verzweiflungsanfällen dabei. Scheiße kalt und dunkel und du bist der einzige, der die Wohnung im Moment bewohnt – was du aber auch nicht belegen kannst… - und irgendwie will der Schlüssel nicht passen... die Tür nicht aufgehen.


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