Projekt Nr. 18
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Material:
- Texte / Berichte
- Zeichnungen aus NYC
- Studio Washington Street / Dumbo
Das Stipendium:
Der Text der Bewerbung
Rede zur Preisverleihung
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Projekttext (Bewerbung)
Für das Peter Voigt Reisestipendium in New York City
New York (eigentlich ja New York City oder kurz NYC) ist die Stadt in den USA, die - immer noch - tonangebend ist im Bereich Bildende Kunst und Theater, in dem Land, eben den USA, dem in den 80iger Jahren (auch von mir, ja, ja...) Kulturimperialismus vorgeworfen wurde. Aber es scheint sich abzuzeichnen, dass durch Globalisierung die Welt nicht eintöniger, sondern komplexer wird, dass durch neue (Internet) und alte (immer mehr und bessere Kunstzeitungen, Spartenkanäle) Kommunikationsmöglichkeiten und einem sich ausprägenden Kunstbetriebs-Jetset international operierende special interest Gruppen (z.B. Body-Art, Radikale Malerei, gender studies,...) entstehen, es nicht mehr ein Zentrum, das Zentrum, also NYC und den Rest, die Peripherie, geben wird wie früher... NYC also nicht als der strategisch notwendige Ort, wo man in Zukunft sein muss - mit dazu noch hohen Lebens- und Nebenkosten.
Aber es ist die wichtigste Kunst-Stadt des zur Zeit mächtigsten und reichsten Landes ... und wenn die neuen Trends woanders wachsen und Entwicklungen stattfinden, die so in den USA gar nicht möglich wären - NYC wird danach trachten, sie zu
vereinnahmen und zu distribuieren. Und wird es auch schaffen.

Mich interessiert NY besonders wegen seiner Vergangenheit, wegen meiner Vergangenheit, die geprägt ist von Bildern und Mythen von New York City und den USA. Obwohl - sogar weil - ich in Berlin-West geboren und aufgewachsen bin... NYC war immer eine Nummer größer, besser, toller... eben die Metropole schlechthin.

933 Treffer mit "New York" als Suchbegriff im überregionalen Kulturteil der TAZ (CD-Rom 1/93 - 2/99), dagegen nur 30 Treffer für "Braunschweig" (das sind 3,215% - mit dabei: der neue Potsdamer Platz in Berlin sähe so aus, als könne er auch in BS sein, ein Bericht über Thomas Huber, in dem erwähnt wird, dass er Professor an der HBK ist - nunmehr war, einer, jetzt berühmt, wurde in BS geboren... ). "New York City" hat alle Qualitäten, die sich Werber für Marken-Artikel wünschen: NYC schafft sofort - positive - Bilder im Kopf, funktioniert als Verweis (so gut wie in New York), als Vergleich und als Maßstab. Das "New" ist ein kaum zu überbietender Start, "City" ein guter Abgang. Und wie eingeführt und selbstverständlich der Name ist, wird deutlich, wenn man das Ganze auf z.B. Hannover überträgt: Neu Hannover Stadt. Das klingt nicht.
Und es gibt diesen Ort wirklich - und es macht bestimmt mehr Sinn NYC zu besuchen als die Fabrik von Beiersdorf, wo DIE Nivea hergestellt wird - meint: ich habe die Hoffnung, dass es eine Verbindung von dem Bild, Abbild und dem Urbild, der Stadt gibt, etwas was ich vor Ort erfahren, wahrnehmen, kann.

NYC als Welt, als komplexe und ausschnitthafte Inszenierung von Welt, in die man hineinspazieren kann, die ich in meine Sprache übersetzen und von der ich, mit privaten und universellen Zeichen, die sich zu Zeichnungen und Zeichnungsgebilden in realen oder virtuellen Räumen entwickeln... erzähle. Recherchierend: zeichnend, fotografierend und redend. Bilder sammelnd. Und alte Bilder dabei überprüfend: 1983/84 hat Keith Haring in der New Yorker Subway schwarz überklebte Werbeflächen an den Wänden der U-Bahn-Stationen bezeichnet. Eine Anschlussmöglichkeit für meine Arbeit...

Anschlussmöglichkeiten... ein Gedicht von Benn ("Nur zwei Dinge") endet so:
"Es gibt nur zwei Dinge: Die Leere / und das gezeichnete Ich."
Schon...
Passend gemacht für NYC könnte es dann heißen:
"Es gibt nur zwei Dinge: New York / und das zeichnende Ich."

Wenn man jetzt in der Zeitung lesen kann, dass Rudolph Giuliani, seit 1993 Bürgermeister der Stadt New York und bekannt geworden mit seiner Politik der "Zero Tolerance", dem Direktor des Brooklyn Museums, dass die Wanderausstellung "sensation" mit den 'young british artists' - darunter auch Chris Ofili mit einem mit Elefantendung verziertem Porträt der Jungfrau Maria - zeigen will (geplante Eröffnung: 2. Oktober), gedroht hat, die jährliche Unterstützung von sieben Millionen Dollar, wegen Ofilis "kranken" Umgangs mit der Heiligen Mutter, zu streichen, dann stellt dieses das eben Gesagte nicht in Frage, sondern macht etwas Wesentliches deutlich:
Die USA haben nicht nur den radikaleren, konsequenteren Mainstream, sie haben so auch die bessere Opposition. Erinnerungen an meine Gefühle zu Sascha Anderson und seinem Kreis zu glorreichen Ost-Berliner Zeiten, als ich als Wessi den Ost-Künstlern den Gegner neidete, das klare Feindbild für sinnstiftend hielt.

Einige formale Dinge:
Ich habe am 24.9.99 mit dem Rauchen aufgehört - eine wichtige Voraussetzung, um sich in den USA entspannt und aufnahmefähig bewegen zu können. (z.B. seit Januar 1995 Rauchverbot in allen New Yorker Restaurants mit über 35 Sitzplätzen)
Das 3D-Film-Projekt, welches ich am IMF, bzw. dem Nachfolge-Institut an der HBK Braunschweig realisieren wollte und weshalb ich überhaupt noch/ wieder als Student eingeschreiben bin (als Meisterschüler von Raimund Kummer - habe in Holland schon 'nen MA gemacht) ist mangels Institut und Ausstattung in nächster Zeit nicht realisierbar.


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