Texte über den Kunstbetrieb
Texte über:
Texte zu: Was ist Kunst? Was ist ein Bild?

Anmerkungen über DIE ZUKUNFT DES KUNSTBETRIEBS
Auszüge aus emails von Alexander Roob an Stephan Berg


Aus einer email an Stephan Berg vom 11.4.02 , von eben diesem vorgetragen auf dem Symposium Blindflug? des Kunstverein Hannover am 20. April 2002

Ich bin der Überzeugung, (...) dass sich der Kunstbetrieb, so wie wir ihn kennen, in absehbarer Zeit bis zur Unkenntlichkeit auflösen bzw. verflüchtigen wird. Nicht nur aus ökonomischen Gründen und Zwängen, sondern weil mittlerweile auch noch die letzten Reste des Kredits, von dem der Kunstbereich noch immer zehrt, verspielt werden.

Ein Kredit , der noch religiöser Natur und avantgardistischer Herkunft ist: der Kunstbereich als gesellschaftliche Speerspitze, als Zukunftslabor etc. das Gegenteil ist mittlerweile der Fall:
es gibt kaum einen gesellschaftlichen Bereich, der konservativer und konformistischer ist. Was allerdings geblieben ist und worin sich dieser Bereich noch von anderen unterscheidet, sind seine schlechten Angewohnheiten: purer Ambitionismus und Prätention. Ich halte es für ausgeschlossen, dass kommende Generationen diesem Sektor weiterhin einen Kredit geben. Ich will damit allerdings nicht das Ende einzelner Disziplinen prophezeien, die, wenn sie nicht in anderen Bereichen aufgehen, in kleinen randständigen Enklaven überleben werden.


Text aus einer weitern email von Alexander Roob an Stephan Berg (vom 13.4.02 – dieser Text wurde auf dem Symposium nicht vorgetragen)

Für mich ist diese Aussicht auf eine weitgehendste Auflösung des Kunstbetriebs weniger mit Schwarzseherei als mit durchaus produktiven Hoffnungen verbunden; dass dadurch nämlich in anderen gesellschaftlichen Bereichen größere kreative Potentiale und neue Experimentierfelder frei werden. Es ist nämlich so, dass dieser Krampfbereich Kunst, der sich gerne offen gibt, der aber zirkulär ist, eine Menge positiver Kräfte an sich bindet und gesellschaftlich mittlerweile mehr verhindert als ermöglicht.

Die Tendenz zur
Verfestigung von Machtkartellen sehe ich genauso wie du. Aber ich glaube nicht, dass sie von langer Dauer sein wird. Im Grunde ist diese Berlusconisierung im Kunstbereich genauso wie im TV-Bereich nur der Vorbote der Dispersion. Beispiel: Saatchi in London. Zur Zeit schließt eine große Galerie nach der anderen dort. Der große Hype für britische Kunst, den Saatchi entfacht hat, hat eigentlich nur eine Wüste hinterlassen. Zuerst kommen die Monopolisten, die Plattmacher und Einebner, bis nur noch Auszehrung herrscht und Verdruss. Danach wird das Licht ausgemacht. Ich sehe eigentlich kaum mehr Überlebenskräfte. Obwohl wir uns in Deutschland noch immer auf der Spielwiese der Dritten Programme befinden.


Alexander Roob (* 1956) ist Zeichner und Professor an der Kunstakademie Stuttgart und hat unter anderem dies veröffentlicht/herausgegeben:
Das Hermetische Museum: Alchemie & Mystik, Köln 1995
Theorie des Bildromans.
Hrsg.: Villa Massimo, Rom. Köln 1997
Richter zeichnen. Hrsg.: Museum für Moderne Kunst, Frankfurt a.M. 2001
tauben im tal / über bildhauerei.


Blindflug? Wohin steuert der Kunstbetrieb – war ein Symposium im Kunstverein Hannover am 20.04.2002. Unter anderem mit: Dr. Stephan Berg (Kunstverein Hannover), Dr. Birgit Sonna (Süddeutsche Zeitung), Prof. Bogomir Ecker (Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig).

Das eine so unspektakuläre Veranstaltung in Hannover doch recht gut besucht war (für hannoveraner Verhältnisse... ), scheint dafür zu sprechen, dass viele mit der jetzigen Situation im Kunstbetrieb unzufrieden sind. Das weder von den Vortragenden, noch von den Zuhörern, kämpferische Reden zu hören waren, scheint wiederum auf einen gewissen Fatalismus aller Beteiligten hinzuweisen.

Die unerträglichsten Vorträge hielten bezeichnender Weise die Vertreter der Kuratoren und Galeristen, die besten Beiträge kamen von Künstlern: von Bogomir Ecker und - vorgetragen von Stephan Berg - von Alexander Roob.

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